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Auf dem Jakobsweg: Von Nürnberg in die Schweiz Vierter Tag

Ulm - Erbach - Biberach - Steinhausen - Bad Waldsee

Jetzt ist später Herbst und für mich eine gute Zeit, den Sommer gedacht, noch mal leben zu lassen. Es sind die Jakobsweggedanken, es sind die Stichpunkte im Jakobsweglogbuch die ich schreiben möchte. Wenn ich die Augen zumache, vermischen sich Gedanken mit den Stichpunkten, sie werden lebendig. 

Wenn man über schönstes Jakobswegwetter philosophieren könnte? Auf der Schönwetterskala wird der Tag auf meiner kleinen Reise ganz oben liegen. Der Weg hat heute etwas Sympathisches und das begann schon mit dem Telefonat am gestrigen Nachmittag. Eine Freundin, aus dem undogmatischen Forum, eine wertvolle Seite im uferlosen Facebook, gab mir einen Hinweis und eine Telefonnummer. Sowas geschieht wohl nur auf dem Weg. Da frage ich telefonisch bei einer lieben Unbekannten und bekomme diese Antwort: "Kein Problem, ich bin zwar gerade auf den Weg in die Schweiz, aber..." jetzt kommts: "Ich lege den Schlüssel unter die Matte und du gehst rein und fühlst dich wohl." So wird es geschehen. Ja ja, ein schöner Tag, so ein schöner heißer Tag. Das Frühstück im Hotel ist in Bazilluszeiten etwas umständlich, der Gastronom in mir würde es etwas anders gestalten, aber das fleißige duldsame Mädchen ist hurtig dabei alle Wünsche zu erfüllen. Einem Gast reicht das aber nicht, und gibt morgendliche Arroganz erkennen. Solche Gäste mag ich, schon gar nicht am zeitigen Morgen. Ich habe heute noch ein paar schöne Kilometer vor, denke ich. Das angenehme Frühstücksmädchen schenkt mir mit einem Lächeln den nächsten Kaffee ein. So mag ich es! Zum Einsingen auf den Weg, rolle ich nach Einsingen. Die liebliche Promenade an der Donau war nur ein harmloser Anfang gewesen für viel Fundamentaleres. Es geht mal wieder aufwärts. Alle Mühe lohnt sich mit toller Aussicht. In der barocken Kirche in Erbach vertiefe ich mich im Pilgerbuch. Der letzte Eintrag ist vom 21 Juli. AHA ich bin der einzige Pilger weit und breit. An einer Baustelle wird gebaut und mir verrät ein Schild, dass nicht einmal Flaneure auf dem Jakobsweg nach Oberdischingen gelangen können. Schade Oberdischinge soll sehr schön sein. Der Weg an der Donau gefällt mir ebenso, ich bin ganz dabei, betrachte alte Autos, bemerke Unkraut als Gartenkunst. In Biberach schlecke ich Mangoeis in archaischer Architektur. Ich spreche dem Weg auch Heilerfolge zu, meine zukünftigen Sorgen verlieren sich zeitweise im Gedächtnisschwund. So viele Störche. Lieben Dank an Margit und Elisabeth, dass ich den Schlüssel unter der Matte finde. Zweckentsprechend zum heißen Sommer schwimme ich bald im See herum, im Schatten der Bäume ist es herrlich, trinke ein kleines Bier, verspeise knusprige Ente nach Kantonart, bade im See, lese Buch, trinke noch ein kühles Bier. Bad Waldsee ist ein angenehmes Städtchen mit Waldsee. 😊 Herzlichst Ulli.    


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