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Es ist nur eine kleine Pause


Meine Jakobsweggeschichte 2019 war also in Sack und Tüten. Irgendwie und irgendwann geht auch die schönste Zeit vorbei. Ein Sommer in Frankreich war Geschichte. Eine Kleinheit bleibt nur noch zu erzählen, denn beim Burgunder beginnt man die Abenteuer die gut sind. Wie gesagt, habe ich noch ein paar Tage Urlaub, die auf eine angemessene Verwendung hoffen. Im Zug nach Nevers, zum Auto, bin ich mit der Frage beschäftigt. Die Antwort wird richtig gut.  

Le Chemin. Bei Umberta und Arno treffe ich vier Holländer an, Hospitaleros auf den Weg nach Orisson, die für zwei Wochen dort ihren guten Dienst anbieten werden. Orisson ist die erste Herberge in den Pyrenäen. Beim lustigen Abend in Le Chemin erzählen sie aber Unfassbares. In der Herberge gibt es anscheinend 270 Betten, von denen 240 reserviert werden können. Es ist wohl das sechste Mal, das sie im Sommer diesen Dienst tuen und die Herberge war jeden Tag bis zum letzten Bett voll. So etwas gibt mir immer ein mulmiges Gefühl. Eine Holländerin im holländisch klingenden Deutsch „Ja! Wiiier arbeiten haaart!“Auf dreijähriger Pilgerfahrt, von der Haustüre bis nach Südfrankreich, war die Anzahl der Pilger recht beschaulich. Ich habe die Einsamkeit wirklich genossen, die wenigen Begegnungen waren herzlich. Ich zähle gerade und komme auf zehn Pilger in zehn Tagen. Ab Saint-Jean-Pied-de-Port wird sich das wohl ändern und das macht mich etwas bange. Ich habe den Norte ständig mehr im Hinterköpfchen. Mal sehen. 


Dank eines Virus, darf ich noch ein Jahr länger die Vorfreude genießen. Beide Wege reizen mich (Camino Francés und Camino del Norte), aber ich habe ja auch zwei Wege … . Wer meine Geschichte kennt, der weiß, dass ich einst zwischen zwei Krankenhäusern spontan von der Haustüre nach Nürnberg pilgerte. Auch diesen Weg werde ich zu Ende bringen. Dieses Jahr werde ich vermutlich von Nürnberg an den Bodensee pilgern und nächstes Jahr von Mussidan nach Bilbao. So Gott will. 


Im letzten Jahr glühte gerade der Hochsommer und ich verbrachte den nächsten Tag am und im Wasser. Die alte Brücke über die Cure bei Pierre-Perthuis, hatte es mir schon vor drei Jahren angetan. Während ich die Seele am Wasser baumeln lasse, hörte ich die Deutsche Sprache. In dieser Gegend kommt das nicht so oft vor. Zwei Kajaks mit Familie legten an und wir kommen ins Gespräch. Der Mann stammte aus Gehren. Die Welt ist doch sehr klein. Jedenfalls werde ich mit allen Informationen versorgt, die ich für eine Kajaktour durch den Morvan- Nationalpark brauche.

Abends sitze ich auf einen Strohballen und schaue der untergehenden Sonne zu. Im L'Esprit du Chemin Le Chemin ist eine Japanerin angekommen, mit der ich noch lange über die Welt philosophiere.

Und es ist nicht so, als wäre ich der große Kajakfahrer, aber der Spaß dabei ist herrlich. 18 Kilometer auf einem wirklich schönen Fluss. Bei über vierzig Grad, einfach das Beste. Anschließend fahre ich noch nach Avallon und nach Arcy-sur-Cure. Hier laufe ich mal los zum großen Pilgertreffen mit Pilgerfreund Sven. 

Das hat schon eine gewisse Tradition. Vor Jahren haben wir ein Pilgertreffen in der Klosterruine Paulinzella veranstaltet und da lag noch Schnee. 

Einen letzten Kilometer laufen wir zusammen und gönnen uns ein Bad in der Cure. Großes Kino. 


Der letzte Tag in Burgund und den, verbringe ich in Vézeley, für mich ein wahrer Kraftort. Bin zum Gottesdienst in der weltberühmte Basilika Sainte Marie Madeleine und zu einem barocken Konzert. Trinke mit Sven noch ein Fläschchen Rotwein im Gästehaus der Basilika, wie wir es schon vor Jahren ausgemacht hatten.

Im Esprit lerne ich eine junge Pilgerin aus Seattle kennen und Umberta hat wieder leckeres Essen gezaubert. Jetzt wissen die jungen Leute im fernen Oregon, wie schmackhaft Eierlikör aus dem Waffelbecher ist.  

Am nächsten Tag regnet es, es gießt förmlich. Einige Kilometer weg, wurde wegen einem Erdrutsch sogar eine Etappe der Tour de France vorzeitig abgebrochen und ich fahre nach Hause.

Fast! Erst fahre ich noch zu einem Kurzbesuch in die bajuwarische Hallertau und radle mit einer Freundin durch die Hopfenfelder.

Nach fünf Tagen Arbeit, fahre ich dann zu meinen Eltern nach Sachsen. 

Ein kleines Fazit: Es waren knappe tausend Kilometer die ich in den drei Wochen geradelt bin und ich habe jede Minute genossen. Über Facebook und andere Kanäle halte ich Kontakte, nach Holland, Japan, Irland und Frankreich. Heuer verhält sich die Sache leider etwas anders. Meine Pläne für 2020 habe ich verschoben und denke über die Fortsetzung meines zweiten Weges nach. Es wird wohl so werden, dass ich dieses Jahr vom Nürnberger Jakobsplatz zum Bodensee und weiter in die Schweiz radpilgern werde. Meinen Weg in Frankreich werde ich im nächsten Jahr am Atlantik fortsetzen. Mein zweiter Weg wird mich dann über die Schweiz, Südfrankreich, die Pyrenäen nach Santiago pilgern lassen. 

Und das Beste ist: alles in der Zukunft.      


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