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Kleine Radeltour zur Wartburg - Oktober 2018

Ich kann es nicht beweisen, aber ich bin hundertprozentig davon überzeugt, dass der endlose Sommer schuld ist. Also packe ich mich in kurze Hose, T-Shirt, leichter Jacke und steige aufs Rad. Raus und Machen ist ...

Raus und Machen ist dieses Jahr voll mein Ding. Also, an einem Oktobertag, dessen Name nicht zu Sache zählt, geht es los. Ihr habt richtig gelesen, es war Mitte Oktober. In früheren Jahren hatte ich an diesem Tage schon Schnee, das weiß ich genau. Dieses Jahr aber, leuchtet die Radfahrersonne und ich zuckle los. Diesmal geht es nach Eisenach.

 

Ihr wisst schon, am Rennsteig kann man endlos Bäume zählen und die Zwitschlein vögeln hören. Ich zähl aber andere Sachen auf. Also da wären: Lenkrund, Bhf. Rennsteig, Grazienhütte, Bierfleck, Mordfleck, Borstenplatz, Schmücke, Adler, Suhler Ausspanne, Rondell, Grenzadler. Man sollte meinen, dass am Mordfleck viel geschossen wird, dem war aber nicht so. Etliche Schüsse fielen aber im Biathlonstadion am Grenzadler. Warum der Grenzadler Grenzadler heißt, konntet ihr ja schon in meiner letzten Geschichte erlesen. 

Hier verlasse ich zwar den Rennsteig, aber Bäume gibt es immer noch reichlich. Der Farn wedelt golden in der Sonne. Über das Hermsdorfer Kreuz und die alte Dietharzer Talsperre, komme ich zum Thüringer Herdenglockenspiel, zu Dinosauriern, zur Lohmühle und zum verlassenen Georgenthaler Bahnhof. Ein Lama grinst mich an.

Nun lohnt es sich die Bäume genauer anzuschauen. Die Äpfel und Birnen sind reif. Ich schlag mir echt den Bauch voll. Tonnenweise Obst um das sich keine Seele schert. Im Supermarkt kann man es auch kaufen. Über Cumbach, Ernstrode und Schönau vor dem Wald komme ich in den Hörselgau mit noch mehr Obstbäumen. Irgendwie bin total fertig, das vergangene Wochenende steckt noch in meinen Beinen. In Wutha-Farnroda setze ich mich vor die Hörselfelsen, lasse mich von Tante Klara bescheinen und nicke total weg. Geweckt werde ich, fast eine Stunde später, von einem S50 mit Vergaserproblemen. Im Zapfengrund treffe ich auf ein Pilgerpärchen aus Dresden, sie sind den gesamten ökumenischen Pilgerweg ab Görlitz gepilgert. Da bekomme ich glatt Sehnsucht nach den Jakobsweg. Nächstes Jahr aber … da wird wieder gepilgert! Versprochen!

Zur besten Eincheckzeit bin ich in der Jugendherberge und treffe auf einen alten Bekannten. Der Didi aus Goldistal arbeitet jetzt hier. Das ist ja echt n Ding. Später besuche ich das Diakonissenhaus und treffe auf ein weiteres Pilgerpaar. 2015, als ich von der Haustüre ins Herzogtum Luxembourg pilgerte habe ich nur zwei Pilger getroffen und nun das. Das Theater Eisenach überrascht mich mit einer Sondervorführung vom Musical „Hair“. Klasse! Intuitiv kauf ich gleich ne Karte. Parkett, dritte Reihe, Platz 7. „Let the Sunshine in!“ Vorangehend gibt es Pizza und ein brillanter Abend wird es allemal. Auch weil ich auf den Streifzügen durch die Stadt entdecke, dass ich in Eisenach einen Raumaustatterladen besitze und in der Georgenkirche die Orgel spiele. Man kann schließlich nicht alles über sich wissen. 

Der nächste Tag begrüßt mich mit dickem Nebel. Ich mag diese Stimmung und bahne als erstes den Anstieg zur Wartburg an. Kurz nach Acht habe ich die Burg völlig alleine und kann das einzigartige Bühnenbild genießen. Die Sonne spielt mit dem Nebel in geschichtsträchtiger Kulisse. Märchenhaft. Über die berühmte Sängerwiese finde ich in die Drachenschlucht. Der Anstieg zum Burschenschaftsdenkmal honoriert mich mit grandiosen Ausblicken über Eisennach und zur Wartburg. In Farnroda finde ich die Thüringer Städtekette, mit der meine Waden bis Wandersleben übereinstimmen. Hatte ich schon erwähnt, dass gerade die Äpfel und Birnen reif sind? Nun schlängele ich mich durch die Drei Gleichen durch. Das Tal heißt bestimmt nicht umsonst das Freudental. Der Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich es bestimmt nicht bis zum Einbruch der Nacht schaffen würde, darum nehme ich von Arnstadt den Zug bis Ilmenau. Übers Schortetal, Auerhahn, Stützerbacher Panoramaweg und Allzunah finde ich zum besten Abendrot das Siegerbierchen in meiner Garage.  

Das war am 13. Oktober 2018. 😊    

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Kommentare: 1
  • #1

    Wilma (Mittwoch, 20 Januar 2021 19:29)

    Sehr schön