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TourdeBerlin - von Potsdam nach Berlin - April 2018

Heute bin ich ein freundlicher Radfahrer, der seinen Job gewissenhaft ausübt. 

Das Zimmer in der Herberge teile ich mit einem frühaufstehenden Libyer, der im Schein einer Taschenlampe, das Weite sucht. Zeit hat jeder Mensch gleich zur Verfügung, denke ich und schlafe noch ein bisschen.  Auch wenn mir dadurch zwei Stunden durch die Finger rinnen. Vielleicht habe ich aber auch nur geschnarcht. Aber diesen Gedanken verwerfe ich schnell.

„Did I catch a snore?” frage ich später im Frühstücksraum.

„No!“ ist die sehr schnelle Antwort.

Das Gebärdenspiel im Gesicht des Libyers lässt eine glatte Lüge erkennen. Einerlei. Bevor ich aber die Konversation (mit Händen und Füßen) über alle Zusammenhänge der Welt weiter in die Länge ziehe, finde ich mich in einem Aprildernichtweißwaserwill wieder. 

Die Einreise nach Westberlin über die Glieniker Brücke geschieht völlig problemlos. Juhu ich bin in Berlin und Berlin hat hier vorherrschend tiefen Grunewald. Dann finde ich eine Pfaueninsel mit duftenden Kaffee und echten Berlinern. Voll lecker die Pfannkuchen. Während ich mir noch die Marmeladenreste aus den Mundwinkeln reibe, geht es schon die Bergfahrt zum Bismarckturm an. Hier kann ich links irgendwo den Teufelsberg identifizieren und verlasse spontan den R1 um diese kultige Kultstätte zu besuchen. Der Weg hinauf hat es in sich und nach jeder Biegung taucht noch mehr Wald auf. Anschließend bin ich oben und werde geizig. Die sieben Euro Entree würde ich gerne zahlen, fünfundzwanzig für die Fotoerlaubnis nicht. So mache ich ein paar Bilder außerhalb vom Zaun und freue mich über unvermittelte Sonnenstrahlen. Sofort breche ich zur weiteren Hauptstadtpirsch auf und entdecke so einiges. 

Sobald ich den Wald verlasse, wird alles quirliger, lebhafter, geruchsvoller. Menschen und Architektur bekommen verschiedenste Gesichter. Schon allein die Tatsache, dass die Berliner, extra zu Ehren meiner Ankunft, eine Siegessäule aufgestellt haben, ich muss schon sagen, das drückt mir dann doch ein Tränchen auf die Pupillen. Liebe Grüße an die Leipziger: Eure Idee mit dem Sambaorchester war auch nicht ohne. Aber ...

Im Obrigkeitsviertel am Reichstag wird es wieder dunkler und ich radle durch den Tiergarten, nach Mitte und weiter nach Neukölln. The Cat´s Pajamas Hostel am Hermannsplatz ist schnell gefunden und als mein Rad im Hof unter einem Dach Platz findet, regnet es aus Gießkannen. April halt. Später sitze ich mit Sarah am Maybachufer in der Sonne. Ein kleines Siegerbierchen in der Hand. Ein bisschen Stolz bin ich schon auf meine Radtour.

In Berlin werde ich noch ein paar gelungene Tage Leben bewältigen, das ist aber schon wieder eine andere Geschichte.

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