Mein Papa feiert jeden Juni sein Wiegenfest und anlässlich gestatte ich mir drei sächsische Tage, bestes Wetter inklusive. Auch das ist noch steigerungsfähig.
Doch der schul- und berufstätige Ulli muss sich die freien Tage erst freischaufeln und ich komme sozusagen erst über rot und gelb zum grünen Licht. Egal. An einem Mittwoch ist es so weit, die fast leere A4 bringt mich schnell in das Elbtal zwischen Dresden und Meißen. In meinem Köpfchen ist mein individueller Tagesablauf in verschiedene Phasen unterteilt und wenn ich auch noch mein Rad mitnehme, na dann, wird schlicht wie greifend eine Radtour für meine Innenwelt einbezogen.
Obwohl ich seit vielen Jahren immer mal im südlichen Sachsen unterwegs war, muss ich gestehen, dass es mir bisher noch nie in den Sinn gekommen ist, mit dem Rad die Bosel zu besteigen. Das Spaargebirge südlich von Meißen wird von Weinbergen und sommerlicher Stille beherrscht. Die Anstiege sind kurz und knackig, die Aussichten toll. Nur Grillen und entferntes Stadtgerauschel. Hier oben entdecke ich einen markierten Weintraubenweg und ich werde den Weg weiter folgen, hinab ins Tal, hinauf zum nächsten Berg und hinunter in die Meißener Altstadt. So soll es sein. Elberadweg stromabwärts in den Ort Karpfenschänke mit einer Karpfenschänke. Eigentlich sollte ich hier die heutige Elbexpedition beenden. Doch irgendwie fährt mein Fahrrad einfach weiter. Vertrocknete Getreidefelder die sehr staubig notgeerntet werden und immer kommt der Wind von vorne. Diesbar-Seußlitz hat ein barockes Schloss, Jan Ulrich hat ein Weingut und weil ich mein Portjuchhe im anderen Rucksack habe, fällt die Kaffeepause aus. Nun plane ich die Kaffeepause pünktlich um Drei bei meinen Eltern. Für dieses Vorhaben habe ich ein langes Stück Weg konzentriert Kopfrechnen müssen. Dass auf dem Rückweg der Wind auch immer von vorne kommt. verstehe ich nun gar nicht und ich verrechne mich total. Einen Kaffee bekomme ich trotzdem und ich sehe mir mit meinem fußballverrückten Schwager ein Fußballspiel an, ich glaube es war Deutschland gegen Südkorea. Auch ein Erlebnis.
Meine nächste Tour ist eine gelungene Mischung aus StadtLandFluss. Ich bin natürlich auf klassischen Touristenradpfaden unterwegs und hole mit dem Gongschlag den Fährmann an der Fähre in Köditz über. Auf der von mir aus gesehenen rechten Elbseite, bin ich noch nie nach Dresden geradelt und dass bietet dem Auge auch so einiges. Zum Beispiel illustrieren jede Menge schwarze Raben, eine Musikscheune, eine Windmühle, das Ostragehege und die Yenidze meinen Weg, die berühmte Canalettosicht inbegriffen. Über die Elbwiesen geht es weiter zur Fischbude mit Backfischbrötchen am Blauen Wunder. Ferner versucht ein Spatz mir meinen Kuchen zu mopsen. So ein frecher Vogel. Zur Mittagsstunde lerne ich die hippe Welt in der Neustadt kennen. Treffe mich mit Nicki zum kulinarischen Garküchenerlebnis. Über Mickten, Radebeul, Kaditz, Kötschenbroda geht es zurück und erlebe seltsam Komisches. Beim gemütlichen Radeln werde ich von einer Dame auf Rennrad überholt. Sie ist schnell unterwegs und bald nicht mehr zu sehen, an der nächsten Ampel bin ich ohne Zutun wieder ran und das passiert so dreimal. Prompt werde ich mit harschen Worten zu Schnecke gemacht, diese Hinterherfahrerei ginge gar nicht und was ich für ein A…. wäre. Ich entschuldige mich brav und ziehe verdattert weiter. Falls ich jemals wieder von einer Frau überholt werde, biege ich sofort vom Weg ab. Diesmal bin ich pünktlich zur Kaffeepause bei meinen Eltern im Garten.
Der nächste Tag, Papas Ehrentag, kommt vollkommen ohne Rad aus. Die Familie trifft sich in Moritzburg. Der Ort ist geschichtsträchtig und liegt direkt am Meer, wie der Leuchtturm beweist. Überall gibt es einen Blick, der gefallen wird. Der Tag läuft herrlich unspektakulär ab, mit schattensitzen und plaudern. Die abendlichen Tapas in der Taverne sind voll lecker.
Schön wars.
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