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Von Staffelstein nach Frauenwald

Zu meiner Verteidigung kann ich an dieser Stelle nur vorbringen, dass ich die Flasche mit dem Lichtschutzfaktor zu Hause liegengelassen habe. Deutlich glänzend, fette ich mein Gesicht mit Olivenöl vom Frühstücksbüffet ein und schon geht es los.

Das Frühstück war prima und schon kurze Zeit später werden der Tag und ich Freunde. Zur Frühstücksverdauung geht es erst mal in Richtung Kloster Banz. Hier macht auch der Eichenprozessionspinner Frühstück, wenn ich den Warnschildern glauben darf. Zu erspähen bekomme ich ihn nicht. Schattig geht es den Bergrücken an, der das Maintal vom Itzgrund trennt. Es geht durch namenlose Dörfer mit Drachen im Vorgarten und weiter durch schattenlose gelbe Felder. Margeriten und Klatschmohn geben Farbtupfer und von wegen in Bayern gäbe es keine Monokulturen. Großheirat, die Brücke über die B4 und Sesslach sind Bestimmungsorte. 

Das man hier ein deutsches Sommermärchen in Russland erträumt, verpetzen schwarzrotgolden geschmückte Vorgärten. Einen Hauch Dramatik erfahre ich im Grenzgebiet zum Heldburger Unterland. Unvermutet steht eine Bache vor mir auf dem Weg. Keine 10 Meter entfernt. Das es eine Bache ist, verraten mir die Frischlinge die augenblicklich erscheinen. Das mein Herz bis zur linken Kniekehle hinab rutscht, dass könnt ihr mir ruhig glauben. Die wilde Schweinefamilie beachtet mich aber keines Blickes und verschwindet hurtig im dichten Unterholz. Erst als das Ästeknacken sich weit weg anhört und nachdem sich mein Puls wieder normalisiert hatte, freue ich mich auf die Kaffeepause in Ummerstadt.

Allein, die gibt es nicht. Wer einmal nach Ummerstadt kommt, kann unerhörtes, liebevolles, facettenreiches, mittelalterliches Fachwerk bewundern. Im südlichsten Ort der ehemaligen DDR scheint die Zeit zu stehen und auch ein bisschen der Hund begraben. In Bad Colberg gibt es zwar einige Cafés, aber keines hat geöffnet. Fündig werde ich erst in Bad Rodach. Bis Hildburghausen gibt es unzählige Kirschbäume und die Leiter steht auch schon für mich bereit. Oho, dunkle Wolken ziehen heran und nach Kaffee und Kuchen beim Bäcker in Waldau wird es richtig dunkel und kalt. Für das Wadentraining hoch zum Rennsteig habe ich mir meine Lieblingstalsperre ausgewählt. Und mit jedem Höhenmeter wird es wird es kälter. 

Neun Grad zeigt das Thermometer in Frauenwald und hurtig läuft die Badewanne voll.  

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Kommentare: 1
  • #1

    Denise Jacobs (Freitag, 06 Juli 2018 11:31)

    Wie wunderbar. Es macht großen Spaß zu lesen� Du solltest ein Buch schreiben...