Da ich als Ulli ein Faible für das Kreuzundquerdurchslandradeln habe, könnte mittlerweile bekannt sein. Am Mittwoch war es mal wieder soweit. Ich brauche dafür ein bisschen frische Luft und ein bisschen Landschaft und ein bisschen Thüringen. Es ist noch keine Sieben und so früh am Tag hört man hier die Vögel zwitschern, spürt erste warme Sonnenstrahlen und (ach ja) zum Zahnarzt muss ich auch noch. In Mitten von dichten Fichten leuchtet die Sonne gelb-gold durch die vom Tau glitzernden Nadeln. (Wie romantisch ich bin, mein Gott!) und ehe ich es verstehe, nehme ich in Schmiedefeld beim Dr. Zahnarzt eine ergonomische Behandlungsposition ein. Die Behandlung bleibt schmerzfrei und Anke wird im Backshop zwei von ihren geschmierten Brötchen los. So geht es erst einmal hoch zum Eisenberg mit Skilift und tollen Blick auf Schmiedefeld. Obwohl da unten über zweitausend Menschen leben, hört man hier lediglich einen Specht klopfen, das Käuzchen rufen und den leisen Wind durch die Äste rauschen. Auf einer kleinen Anhöhe mache ich kurz Rast. Genieße die Aussicht. Unsere Natur ist so wunderschön. Frühstück.
Auf dem schmalen Pfad, der sich Rennsteig nennt, rede ich mit meinen Gedanken über den Sinn des Lebens, über Pläne, über Grenzen und darüber, dass uns eigentlich niemand versteht. Mir huscht jetzt ein Grinsen übers Gesicht. Bierfleck, Borstenplatz, Schmücke, Plänkners Aussicht, Suhler Ausspanne, Forsthaus Sattelbach. Hier besteht die Umfriedung aus ausgedienten Sprungskiern und die liegt wohl dreihundert Meter über dem Brandleitetunnel. Wie es mir ein Schild erzählt. Am Rondell entdecke ich ein sowjetisches Ehrenmal. Ich war doch schon ein paarmal hier und sehe es trotzdem zum ersten Mal. Komisch.
In der Oberhofer Fußgängerzone sind zwei Presslufthammer im Einsatz und werden sicher von den 35 Millionen bezahlt, die Oberhof zum Thüringer Kitzbühel machen wird. Mit Sicherheit. Schnell bin ich am Panorama vorbei und merke, dass die Natur still und leise und anmutig ist und das Akkuaufladen am besten ohne Steckdose geht. Juhu jetzt geht es hinter der Wegscheide steil bergab. Luisenthal zieht sich und hat viele Ruinen, die sich in das Tal schmiegen. Es gibt aber ein schmuckes Feuerwehrhaus und ein Brauereimuseum. Am Tobiashammer finde ich den Weg nach Herrenhof und fahre zwischen Bahlsen, DeBeukela und Stork durch eine süße Industrielandschaft. Jetzt werde die Dörfer wieder hübscher und heißen Petrirode oder Sundhausen. Mein Karma braucht Kaffee und den bekomme ich in der Bestellabteilung vom Früchte-Sommer. Hier lerne ich endlich mal den Menschen kennen bei dem ich seit Jahren mein Gemüse bestelle und der Kaffee schmeckt.
Apropos Früchte-Sommer, zwischen Sundhausen und Goldbach treffe ich nicht nur auf den Jakobsweg, der mich schon mal von Erfurt nach Eisenach führte, nein, ich treffe auf den ersten Kirschbaum mit leckeren Kirschen. Ich liebe es und das Leben gibt heut einen aus. In Tüngeda könnte ich das hübsche Renaissance Schlösschen kaufen, lasse es aber erst mal sein. Nun geht es hoch zur hohen Hardt und ein einsamer Ziegenbock liegt auf dem Weg. Kirschbäume, Zimmern, Kirschbäume und der Wochenmarkt in meiner Geburtsstadt Bad Langensalza sind nächste Stationen. Backfischbrötchen. Am Böhmen beobachte ich eine Schwanenfamilie und lasse ein paar Kindheitserinnerungen wach werden. „In der Au“ heißt die Eisdiele, die mir noch ein Dessert beschert. Und schon springe ich bei meiner Schwester in den Gartenpool.
Es wird ein schöner Abend und wir sitzen unter einem Kirschbaum. Bier und Kirschen - ob das wohl gut geht?Morgen erzähle ich Euch wie es weiter geht.