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Ein ungekürzter Director's Cut

Unterwegs auf dem Jakobsweg. Denkst du unterwegs! Denkst du bunt. Da ist das Leben wie in ein anderes Licht getaucht und fühlst in allen vorstellbaren Färbungen. Schön wäre es sowieso! 


Alltag ist oft ein ungeheurer Vorgang. Mit Druck und so. Druck ist, wenn ich von einer Sekunde auf die andere einen Herzkasper bekomme. Eben noch die Haare frisch frisiert, und im Moment später sträubt sich alles kreuz und quer. Da benehme ich mich dann wie ein durchgeknalltes Ichweißnichtwas. Von verbalen Mist will ich gar nicht erst sprechen. Da ist der Aufstand der Nervenzellen im vollen Gange. Da kann eine Zelle vermelden, was die andere Zelle zu tun hat. Über den Dingen stehen, gelingt mir im Alltag immer weniger und das macht mir Angst. Ach du meine Güte. Total unzurechnungsfähig. Das ist keine schlechte Laune mehr, das ist lästig. Immer schön brav bleiben, alle die Anderen soll der Blitz beim … treffen. Nun ja! Im Augenblick kann ich ja wenigsten virtuell auf meinem Weg schweifen und habe bei der Gelegenheit genug Zeit über meine Sünden nachzudenken. Gelassenheit üben! Wenn’s nur so einfach wäre. Wahrhaftig, ich bin belastend, finde mich selbst beängstigend. Da gehe ich mal lieber imaginär auf Pilgerfahrt. Scheiß auf den Alltag. Heute will ich endlich die Geschichte aufschreiben, die mit mir vor einem halben Jahr geschah. Momentan ist Januar und draußen ist wahrlich kein Winter. Auch das regt mich auf. Mir ist nach Schokolade und weiß, dass ist um diese Zeit überhaupt nicht gesund. Egal, irgendwie müssen ja die Gedanken herkommen. Aktuell muss es eine Fettbemme, Gürkchen und Bier tun. Gesünder ist das auch nicht. Überhaupt kein Winter, denke ich. Nichts für ungut. Vielleicht ist es aber nur eine seltsame Welt. Donald Trump weiß es besser! Dabei habe ich ein ganz mulmiges Gefühl und vielleicht habe ich eine Krise nur so. Wenn jetzt einer behauptet, das wäre normal, dem … ! Leicht habe ich es wohl nicht. Aufbrausen kann ich zu gut. Leute bremst mich! Haltet mich zurück!  Zusammenreisen sollte ich mich. Luftholen! Und ich komme nicht auf den Punkt! Ruhig Blut, alles wird gut!

Vor einem halben Jahr ist Sommer. Wir sitzen in einem Biergarten an der Elbe, die Bratwurst kostet vier Euro und das Bier in den Plastikbechern ist auch etwas unterm Eichstrich. Gleich wird Neil Young Dresden rocken. Ich hoffe er spielt „Down By The River“ in einer endlosen Ausführung. „Step aside, open wide It's the loner.“ Ich liebe dieses Lied. Morgen werde ich nach Bad Berka fahren und nachschauen lassen, ob der Krebs nicht wieder an meinen Lymphknoten knabbert. Später kann ich euch sagen, das Konzert ist voller positiver Energie, „Pocahontas“ spielt er gleich zweimal, „Down By The River“ nicht. Dionysisch höre ich dafür „Like a Hurrikan!“ „25 Minutenversion! Neil gibt alles! Hammer! Bad Berka läuft dann richtig gut. Mir wird richtig warm als das Kontrastmittel einfließt. Keine Metastasen. Könnte doch sein, dass alles Bestens läuft! Mehr als gut! Leute, drei Jahre Jakobswegpause sind vorbei! Waren vorbei! Jaja, der Konjunktiv ist eine akkurate Sache. 

Der Indikativ hat auch seine Fähigkeiten. Also, meine Reise begann in absoluter Dunkelheit, dienstags im Juli 19. Am Ende der Nacht war ich schon in Bayern und es begann ein Tag, als würde der Sommer noch sommerlicher aufblühen. Lieber Ulli, dein Weg kommt. Mitunter dauert es etwas länger, bisweilen etwas holprig. Aber er kommt. Er kommt dir gerade entgegen. Knapp tausend Kilometer sauste mein Auto in Richtung Süden. Hinterher bin ich im L'Esprit du Chemin. Ich wurde mit großem Herzen und Freundschaft empfangen. Spätestens hier sollte ich die Alltäglichkeit vergessen. Verspielte tollende Schwalbenkinder, Schmetterlinge, das Taubenschwänzchen im Lavendel und eine junge Holländerin, die mit mir zum Wasserturm wandert. Luxus ist Ruhe, Ruhe an einem ruhigen Ort und ich genieße es. Ich liebe es. Mein Geist beruhigt sich. 

Wir essen später zu Abend und ich möchte hier gerne das Wort „dinieren!“ benutzen. Bei Umberta und Arno immer vegetarisch und saulecker. Vorher wurde der virtuelle Ball geworfen und jeder erzählt seine Geschichte. Mitten in Frankreich wird englisch gesprochen, sind ja auch keine Franzosen dabei, auch keine Engländer. Holland, Belgien, Dänemark, Polen und ich Deutscher sitzen friedlich zusammen. Ich finde das toll und ich sag mal so: „Für meinen Großvater unmöglich, für meinen Vater möglich und für mich normal!“ Nur mal so für alle Heinis da draußen, die denken, das müsste geändert werden. Nicht mit mir! Mein Englisch ist nicht gut! Wir essen Salat und trinken von der Melontraube aus dem mittelalterlichen französischen Garten hinter uns. Wir essen nachhaltig, im wahrsten Sinne. Nachdem Dessert serviere ich mein Mitbringsel, Eierlikör im Waffelbecher (Kennt in Frankreich keiner), bevor ich mich auf den Acker machte. Sonnenuntergänge in Burgund sollte man gesehen haben. Das Letzte, welches ich in Abenddämmerung noch mitbekam, war das Eichhörnchen das unter dem jetzt unbevölkerten Abendtisch ein paar Krumen zusammensuchte. Ja Ordnung muss sein und schlafe ein.

Ich schnarche in einen psychedelischen Traum. Im Wissensprogramm hatte ich erfahren, mit modernster Computersonographie soll es bald möglich sein, Träume als Video wiederzugeben. Ich sehe schon sehr wenig Fernsehen und dann noch solche Angstmachersendungen. Das habt ihr nun davon. Ulli irrend im Abendland. Die Wände der Küche sind schulterhoch mit hygienischen Kacheln versehen, an denen Bautzener Senf immer mehr Flecken bilden, dekoriert mit feinsten Zwiebelwürfeln. So ein Strindberg will geschlagen werden. Außer mir dreh sich alles, die Küche, die Welt im Uhrzeigersinn. Meine Chefin wirbelt mit einem riesigen Schneebesen zwischen unzähligen Schüsseln im Küchendunst herum. Sie drischt das stockende Eiweiß zu unendlichem Kaiserschmarrn. Ein Afghane schneidet Tschernobyl verseuchte riesige Champignons, die ich händeweise ins brodelnde Öl werfe. Ich schneide, rasple, hacke, koche, brate, würze, koste! Koste nochmal und werde immer dicker! Die Küche verschwindet im wallenden Nebel. Das Büfett muss stehen, ich werde es nicht schaffen. Denke ich!  Mit dem blöden Stechen in der Brust wachte ich auf. Der Glieder voller Hitze. Achtgeben bei der Berufswahl. So ein Blödsinn! Geschafft habe ich es immer. Tragisch ist nur, dass es mir immer schwerer fällt. Stressresistenz ist mir völlig abhandengekommen. Ich bin ganz schön ausgebrannt. Amuse Geule, ein kleiner Gruß aus der Küche. Der Rest der Nacht verläuft angenehmer. Am Morgen sind alle Dämonen verschwunden. Eine Metapher nur für mich!

Nebenbei bemerkt, bei der Illustration psychedelischer Träume, gönne ich mir immer etwas künstlerische Freiheit. Zusätzlich ist, als ich diese Zeilen schreibe, gerade tiefster Winter, der keiner ist. Ich begreife gar nicht, weshalb in der heutigen Schule kein Goethe mehr gelesen wird. Warum mir das gerade einfällt, weiß ich jetzt auch nicht. Ich schweife mal wieder ab. Wo bleibt mein Lektor?

Vor einem halben Jahr kreuzte der Sommer auf und der betrat noch vor sieben, leicht bekleidet mein Zimmer, um die hölzernen Fensterläden zu öffnen. Nicht angeklopft und ungefragt. Ich habe leider den Namen der jungen holländischen Schönheit vergessen und ich frage mich jetzt mitten im nicht existierenden Winter warum ich so einen Mist träumen konnte. Andere Phantasien wären viel schöner gewesen, aber das Luftbild ist flugs wieder verschwunden. Dafür sehe ich das Eichhörnchen kopfüber an der Eiche und es schaut mich nachdenklich an. Davon muss ich ein Foto machen. Typisch, beim Foto dreht es den Kopf weg. Kindisches Treiben der Schwalben ist im vollen Gange. Zeit für Frühstück.

Der Konjunktiv ist mal wieder desertiert. Sollte sich hier im Text ein verirrter Leser befinden, bitte verzeih mir. Frühstück ist im Unterwegs sehr wichtig, ferner in solchen Herbergen einfach herzerweichend. Ich sag nur selbstgemachte Marmeladen und liebe Menschen, sicher ist es umgekehrt. 

Im Auto nach Nevers nutze ich noch mal Spotify und triller fleißig mit, eventuell weil ich eine Liedzeile so sachdienlich finde. „Feeling unknown, and you're all alone!“ Klar läuft das jetzt auch im unsichtbaren Winter. Während ich unverhohlen mitträllere, fällt mir ein, dass vor drei Jahren mein Pilgertagebuch unvollständig blieb. Die Etappe von Le Chemin nach Nevers und die Heimfahrt fehlen noch. Dazu darf ich wohl, ein einige Wörter loswerden. Sollte ich.

Kennt ihr was wirklich Blödes? Sicher. Die Frage ist an sich schon blöd. Die Bilder aus den Jahren 2016 und 17 hatte ich auf einen USB-Stick gespeichert und der rückt die einfach nicht mehr raus. 450 € kostet die Befreiung zirka, ohne Garantie. Blöd! Ich werde jetzt ein paar Zeilen verfassen und das Kopfkino kann mir bis zur determinierten Demenz eh keiner nehmen. Nebenbei, es schneit gerade. Bevor noch länger behext am Fenster verharre, sollte ich weiterschreiben. Sollen tue ich gar nichts. Könnte ich. Werde ich. Vielleicht! Vorausgesetzt, mir fallen die geeigneten Wörter dazu ein. Jetzt halte ich erstmal inne und gehe ins Bettchen.

Leute, es taut schon wieder. Das mit dem Winter wird nichts. Mildes Januarlüftchen. Ehe ich mit unwichtigen Wetterberichten, auch noch den allerletzten Leser vergrätze, fasse ich die letzten Tage aus 2016 halt zusammen. Und wie schaffe ich das jetzt? Reicht es, wenn ich schreibe, dass es bewegt war und die Lokführer streikten, dass in Frankreich damalig eine Fußball-EM stattfand und frustrierte Kroaten den Bahnhof in Dijon deformierten, wie ich in Nevers mitten in den Ladys Marathon geriet und Wand an Wand mit der heiligen Bernadette schlummerte und mein Fahrrad in der Behindertentoilette landete? Eigentlich schon. Ist ja auch ein ellenlanger Schachtelsatz. Oder? Da ich gerne vom Hundertsten ins Tausende komme, werde ich doch einen Abstecher in die Ausführlichkeit unternehmen. Habe ich euch eigentlich schon erzählt, wie schön Burgund ist? Eine rhetorische Frage, die Antwort ist anhaftend. So schön! Nach dem Pilgersegen in Vézeley und dem Pilgerabend in Le Chemin waren die zwei sonnigen Tage auf meiner Tour auch schon zu Ende. Nevers empfing mich mit Nieselregen und unterkühlten Temperaturen. Am nächsten Tag würde ich mit Zug die Heimreise antreten. Denkste. Die Lokführer streiken. Nur habe ich bei dem Sprühregenempfang in Nevers noch nicht den winzigsten Verdacht. Aber alles wird gut. Der Tag fing richtig gut an. In Corbigny war gerade Markttag und am obligatorischen Käsestand, traf ich die zwei Französinnen Therese und Solange aus Saint Michel und wir gönnten uns einen Kaffee im Café vis a vis. Da schien die Sonne auch noch. Die Damen sprechen kein Wort Deutsch oder Englisch und ich kein Wort Französisch. Mitunter sind das die besten Unterhaltungen. Später war der Kaffee aufgebraucht und wir wollten alle vorwärts. Sobald man aber im Juni 2016 reiselustig war, musste man auf die richtigen Zeiten achten. Sonst wurde man nass. Unweigerlich! Egal, Plauderei und Kaffee waren es wert. Mit etwas Käse im Proviant geht es Richtung Süden. Die burgundische Umgebung war dafür da, sich zu entschleiern. Corbigny, Gulpy, Breches, Moussy, Premery, Guernigny, Urzy, Nevers. Die Orte, die Landschaft, weiße Kühe kamen so daher und ich halte es für ein Gerücht, dass es im Süden immer wärmer wird. Entschleiern? Verschleiern! Erst Niesel, dann Nebel! Die Loire erwischte mich im kalten Regen und im Espace Bernadette Soubrious prägte sich ein Bild in die Endlosigkeit ein. Vor der Kirche gibt es das Faksimile der Lourdesgrotte mit der Madonnenfigur. Davor eine kniende, ich nehme an, Philippinin. Tiefe Gläubigkeit! Und, gibt es eine Steigerungsform von pitschnass? Ich muss nicht so tun als wüsste ich alles und ich muss gestehen, bis dato hatte ich keine Ahnung von der heiligen Bernadette. Die Seherin von Lourdes ist wohl die Verursachung von über dreißigtausend medizinisch nicht erklärbaren Wunderheilungen. Das kann man alles nachschauen, im Lexikon, bei Wikipedia und so. Ihr hat es nicht so sehr geholfen, kann man da lesen. Sie starb schwerkrank in jungen Jahren. Bei der Exhumierung aus Anlass ihrer Seligsprechung wurden Bernadettes Reliquien intakt aufgefunden. Die Mumie im Glasschrein zieht nun Pilger aus der ganzen Welt an und ist wohl ausreichend Grund für den Prunk ringsherum. Auch ich wünschte die Heilige sehen. Nebenbei muss ich erwähnen, dass ich eine schlichte Kammer über dem Kreuzgang bekam. Ich schlafe vielleicht 20 Meter Luftlinie von, falls es jemanden interessiert. Es regnete nicht nur im Juni 2016, es war eben wie im April, anscheinend genauso wie jetzt im Januar 2020, als ich diese Zeilen schreibe. Es schüttete, platschte, goss, nieselte, tropfte, eingekeilt von einzelnen Sonnenstrahlen. Bei den vereinzelten Sonnenstrahlen konnte ich mich einigermaßen auf die Stadt konzentrieren. Und, da war etwas im Gange. Riesenrummel, Riesenrad und Achterbahn. Überall Wimpel, Fähnchen und so. Überall Frauen in pinken T-Shirts und Sambamusik. Karneval im Juni? Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Attraktive Frauen. Mitten im Wirrwarr traf ich die drei Belgier aus Vézeley wieder. Ihr wisst schon die drei „J“. Bei einer Pizza beim Inder, plaudern sie zufällig vom Lokomotivführerstreik. Was für ein Bonheur? 

Manchmal ist das Schicksal zum Berühren nahe. Zweifellos hätte ich ohne das unbedachte Gerede der Belgier, am nächsten Tag abends am Bahnsteig gestanden und auf einen Zug gewartet der nicht näherkam. Gewiss hätte ich kein Wort der französischen Durchsagen begriffen. Worauf ich tunlichst, der Barmherzigkeit der attraktiven Frau im pinken T-Shirt, mistrauen sollte! Eine Pinklady, die mich dann in dieser verzwickten Situation mitnimmt, ehelicht und in ein vergessenes Kaff an der bretonischen Küste verführt. Dort muss ich dann den Kutter des Großpapas segeln und bis zum Nimmerleinstag Austern züchten und ihre pinken T-Shirts schrubben. Das Schicksal ging mal wieder an mir vorbei. Sollte ich den Belgiern dankbar sein? Dann und wann wünsche ich mir einen Lektor, der mir mal ordentlich auf die Finger klopft und mir sagt, ich solle solche unwichtigen Details weglassen, weil das keinen interessiert. Lektor sein, ist auch ein schwerer Beruf. 

Ich wurde aber ganz unruhig und zog mich nachdem finalen Feuerwerk zur Zugfindung in den Wireless Local Area Network - Bereich des Klosters zurück. Dort fand ich den entscheidenden deutschen Satz auf der französischen Bahnseite. „Züge, die vom Streik betroffen sind, werden nicht angezeigt!“ Ja und was sollte ich machen? Einen Abholservice organisieren? Schließlich begann eine kurze Odyssee durch das westeuropäische Schienennetz. Übrigens habe ich in Bernadettes Nähe gut geschlafen und am nächsten Morgen war die Stadt noch voller mit pinken Ladys. Eine Laufveranstaltung nur für Frauen? Marathon? Gefühlte Zehntausend liefen auf dem Weg zum Bahnhof an mir vorbei. Eine kam bestimmt aus einem verschollenen Kaff am bretonischen Küstenrand. Etwaige Gedanken darüber konnte ich nicht weiter vertiefen, da sich die stündlichen Verbindungen nach Dijon, auf zwei am Tag reduzierten. Ein Zug am Vormittag und einer abends. Klar nahm ich den Ersten.  Dafür hatte ich gleich acht ausgefüllte Stunden Aufenthalt in dieser im Grunde schönen Stadt. Dijon ist ein bisschen wie Auxerre, sehr viel altes Fachwerk, sehr viel Senf und eine Markthalle von Gustav Eifel. Blöd nur sind deprimierte Fußballfans, die ihre Zeit im Lotto gewonnen haben. Oder gegen Portugal verloren. Krakelende hunderte Menschen in rot-weiß-kariert. Also wenn ich zwischen rot-weiß-karierten und pinken T-Shirts entscheiden dürfte. Ich würde klar fürs Austernfischen entscheiden. Vorm Bahnhof flogen dann Parkbänke durch die Luft und französische Ordnungshüter schauten interessiert zu. Ach ja, der einzige Zug der dann Richtung Strasbourg fuhr, war ein TGV Lyra. Der war für den Fahrradtransport völlig ungeeignet. Egal meinte wohl der Schaffner und kurzerhand landeten alle Räder vom Bahnsteig in der Behindertentoilette. Auf allen Sitzen sitzen derweil beschwipste kroatische Liedersänger. Lieber wäre ich an der bretonischen Küste mit der Sonne untergegangen. Fußball wäre eh viel entkrampfter, wenn jeder Spieler mit seinem eigenen Ball zu Hause spielen würde. Anschließend geht es fast normal weiter. Aber nur fast! Von Strasbourg nach Basel und dann mit dem Nachtzug nach Fulda, IC nach Erfurt, Regio nach Ilmenau und Bus nach Hause. Dumm ist nur, dass ich Fulda völlig verschlafe und morgens um Sechs, schlaftrunken in Kassel Wilhelmshöhe vor mich hin friere. In Bad Hersfeld verpasste ich noch den Zug nach Eisennach, aber sonst läuft alles vernünftig. Nach über dreißig Stunden bin ich daheim. An dem Tag im Juni 2016 treffe ich noch eine Entscheidung, über die ich vielleicht besser noch eine Nacht geschlafen hätte. Hätte, hätte, Fahrradkette. Zum Schluss weiß man eh nicht für was etwas gut ist. Darüber schreib ich ein andermal. Wieso ein andermal? Schreib es jetzt! Diskutiere ich mit mir. Nein. Jetzt ist aus dem Januar ein Februar geworden und ich muss ins Bett.  

Drei Jahre sind verschwunden, die Zeit hatte in Sachen Jakobsweg allen Grund zu etwas Kompensation. Dieses Mal empfängt mich ein schöner Sommertag in Nevers und von pinken Frauen ist weit und breit nichts zu sehen. Schade! Es kniet auch keine Philippinin vor der Madonna und Bernadettes Glasschrank steht immer noch an selber Stelle. Ich bin wieder. Ich bin wieder da. Es geht weiter. Bon Chemin. Bon Courage. Buen Camino.                    


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