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Radeltour zur Stadtkirmes Mühlhausen - August 2018

Wie geil war das denn?

Früher, als alles besser war, bin ich mal zur Stadtkirmes nach Mühlhausen geradelt. Und, das ist unbedingt ne Geschichte wert. Denn je älter ich werde umso ulkiger wird alles.  

Wie gesagt, es war damals in den guten alten Zeiten, als ich noch durch den Thüringer Sommer radelte. Es war gerade ein Dienstag im August, es war Sommer.  Und, die Mühlhäuser verstehen was vom Feiern. Und, ich bin einfach dabei gewesen. Und, so ging es los. Während ich so meinen Tagträumen von einem Sommer am Meer nachhänge, bin ich von Frauenwald nach Stützerbach hinuntergerollt. Danach ging es mal wieder bergauf mit mir. Da sind meine Gedanken viel pragmatischer, weil ich vergessen hatte meine Trinkflaschen zu füllen. Auf der berühmten Salzmannstraße gibt es mehrere gefasste Quellen und alle hatten das Sprudeln eingestellt. Sozusagen sollte ich über die Klimaerwärmung nachdenken, tue ich aber nicht.  Stattdessen hole ich mir Wasser im Hotel „Am Wald“. Schade das meine Freundin Birgit nicht da ist. Elgersburg, Geraberg, Angelroda, Plaue, Arnstadt, Mühlberg, Wechmar, Seebergen, Gotha bereichern die nächsten fünfzig Kilometer. Gar nicht in Ordnung war die Situation in Gotha, weil ich den Nessetalradweg nicht finde. Was nicht stimmt, weil ich ihn doch finde, aber erst in Goldbach. Es wird Dienstagnachmittag, als ich den Kindel erklimme. Danach wird es wirklich anspruchsvoll, denn der Hainich wartet mit all seinen Höhen und Tiefen auf mich. Hammer. Die Tour bastelt echt an straffen Waden. 

Nur die Ruhe, denke ich, als ich an der Thiemsburg den Baumkronenpfad besteige. Fantastische Aussichten. Es hätte, ja auch noch toller kommen können. Und, es wurde noch toller. Auf dem märchenhaften Feenweg ging es ins hübsche Kammerforst. Mein Geburtshof in Thamsbrück hatte hier bis zur Wende ein jahrhundertaltes Holzrecht.  Als Kind gab es immer die Holzfahrten in den Kammerforster Forst. Mit der Wende wurden die Holzfahrten abgeschafft, wie so vieles. Die Menschenopfer im Vogteier Opfermoor wurden schon vor Christi Geburt abgeschafft und genau hier ist der der geografische Mittelpunkt Deutschlands. Radfahren bildet halt. Das in Mühlhausen Kirmes ist, bekundet der Rummel am historischen Blobach. Punkt Viere bin ich in der Jugendherberge oberhalb vom berühmten Johannistal. Widewidewitt Johannistal.  

Ab jetzt wird es noch toller. Eine Stadt im Ausnahmezustand. Die größte Kirmes in Deutschland hat 27 Kirmesgemeinden und überall wird gefeiert. Dann gibt es noch die Kirmesbahn, die alle 27 Feten abfährt. Ich gestehe, ich konnte gar nicht alles mitfeiern. Aber, ich habe mein Bestes versucht. Traditionelles Haxenessen mit Blasmusik und Bier am Vogteier Platz. Voll Lecker! Helenefischerdoubleabend mit viel Bier bei den Weisen Mäusen. Voll Lustig! (Ich muss dazu sagen, es trat kein Helenefischerduoble auf, sondern jeder konnte sich als Helenefischerdouble versuchen.) An der Mittelstraße coverte Four Roses aus Leipzig Guns n' Roses. Voll Gut! Bei der Jakobigemeinde gab es deutsches Liedgut von Karel Gott. „Von den vielen Illusionen, die in unsren Herzen wohnen, bleiben nur ein paar und die werden wie ein Wunder.“ Voll Naja! Am stärksten fand ich aber die Stimmung in der Kirmesbahn, eine Horde verrückter Mädels sang völlig textsicher: „Widewidewitt Johannistal.“ 

Dazu drehte die Bahn fünf Runden im Kreisverkehr und die Polizei winkte dazu. Voll Hammer! Genau die Horde entführte mich zum Schluss in den Kirmesbahnhof. Dort trank ich Bier, tanzte und sang: „Es tut mir leid Pocahontas! Ich hoffe du weißt das!“ Ich glaube es war Drei, als ich zur Jugendherberge wankte. Widewidewitt Johannistal. Voll Krass!

„Wie geil war das denn?“ Denke ich, als ich am frühsten Morgen mit leichten Kopfschmerzen den Tag begrüßte. Nachdem Frühstück radle ich an der Unstrut entlang nach Thamsbrück und lade mich zum Kaffee bei meiner Schwester ein. Dann schicke in meiner Freundin mit dem „h“ in der Mitte eine SMS: „Bierchen am Baggersee?“ Prompt kommt ne Antwort: „Du wirst es nicht glauben, bin schon seit fünf Minuten am Strand!“ Na dann. Rudisleben ist fast 60 Kilometer von Thamsbrück entfernt und ich will schnell sein. Also zum Bahnhof Bad Langensalza und mit dem Hopperticket nach Neudietendorf. 

Zur besten Mittagszeit gibt’s Bierchen am Baggersee. Voll Schön. Am Abend fahre ich mit dem Zug von Arnstadt nach Ilmenau und mit dem letzten Sonnenstrahl kämpfe ich mich zu meiner Garage hoch. Dort gibt es Bier. Voll Durstig! 

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Kommentare: 1
  • #1

    Thomas (Sonntag, 21 Oktober 2018 10:10)

    Danke für die tolle Kirmeswerbung mit den schönen Bildern