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Mit dem Rad in die Oper - 8. August 2018

Es war einmal ein Ulli, der wollte unbedingt mal in die Oper radeln. 

Es war einmal ein Ulli, der wollte unbedingt mal in die Oper radeln und das erledige ich jetzt im umweltschonenden Sinne. Wie jeder Mensch habe ich verschiedene soziale Gruppen, denen ich mich zugehörig fühle. Opernfans gehören bis zu diesem tropischen Sommerdienstag allerdings nicht dazu. Es gibt eben immer das berühmte erste Mal. Also auf los geht’s los. In Manebach komme ich an den drei schicksalhaften Steinen vorbei, an denen ich mir vor genau zwei Jahren die Knochen brechen durfte und die mir vielleicht das Leben retteten. Aus opportunem Anlass treffe ich hier den UHu, der daraus eine Story für das Sommerloch in der Zeitung machen möchte. Noch besser, ich treffe die Heilige Elisabeth, die nach dem Drücken auf die kaputte Klingel, sofort aus dem Fenster schaut. Dass zu dem bezaubernden Hexenhäuschen ein tauber schwarzer Kater gehört, versteht sich von selbst. Gerade sehe ich vor meinem immateriellen Auge, den schwarzen Kater auf Elisabeths Schulter. Egal, beim Unfall leistete Elisabeth erste Hilfe und heute kocht sie duftenden Kaffee. Eine Klassefrau. Ein Stündchen geht schnell ins Land und in den heißesten Tag des Jahres. Die nächsten Kilometer eignen sich vor allem mit meinem  inneren Schweinehund zu diskutieren. Ich heule ihm die Ohren voll, dass der Kunstwanderweg in Kleinbreitenbach nicht genügend Beachtung findet. Er kontert mit eingebildeter Hitzeunverträglichkeit. Bis Plaue dauert die Meinungsverschiedenheit an, dann kann ich mich aber letztendlich durchsetzen. Schön ist es allemal und heiß. Sehr heiß! 

Mein innerer Schweinhund schreit förmlich nach Abkühlung, doch ich bleibe eisern. Fahre an überfüllten Freibädern in Ichtershausen und Möbisburg vorbei. Am mittlerweile zigsten Tag in Folge mit mehr als dreißig Grad im Schatten, bin ich weit vor der Eincheckzeit in der Jugendherberge. Vorher komme ich am Dreibrunnenbad in der Hochheimer Straße vorbei und frage mich ob es innen auch so niedlich ist, wie es außen aussieht. Die nächsten Stunden werde ich mich dahingehend mal schlau machen. Es ist einfach hübsch im maroden Charme. Der Abend wird gefeiert und eingeleitet in der Engelsburg, mit kühlen Getränken, Altstadtbummel und pompöser brillanter fabelhafter Carmen auf den Domstufen. Der Inhalt ist kurz erzählt: Carmen vergleicht die Liebe mit einem Vogel, der nur dann kommt, wenn es ihm beliebt. Beendet wird der Abend in der Engelsburg bei kühlen Getränken. 

Die Nacht, die bereits vor geraumer Zeit begann, beende ich kurz vor Sieben und bastle aus klitzekleinen Gedankenteilchen den kommenden Tag zusammen. Nach dem Frühstück sind die Tagespläne noch nicht ganz ausdiskutiert und darum radle ich einfach los. In Ichtershausen läute ich erfolglos bei meiner Freundin mit dem „h“ in der Mitte. Und wie ich schon „Schade“ denke, kommt sie  um die Ecke. Sie wird auch ihre Tagespläne intuitiv umdisponieren und sie hat eine gesetzwidrige Eingebung für Physis und Psyche. Verbotene Sachen machen einfach Spaß. Bierchen, Baden am einsamen feinen verbotenen Baggersee. Später schwitze ich im Auf und Ab auf dem Weg zur Talsperre Heyda. Baden.  Anschließen schwitze ich im Auf und Ab im tiefen Farnwald der mich nach Ilmenau bringt. Den letzten Anstieg nach Alzunah belohne ich mit einem Sprung ins kalte Nass im Lenkgrundbad. Man muss hin und wieder etwas tun, was konträr zu dem steht, was ich sonst immer tue. Bierchen mit Musik in der Garage. 

Ach war das schön. 😊

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